Archäologische Einblicke in die ersten Ausgrabungen einer Lavaröhre in Arabien

24. April 2024

Blick in die Röhre: neue Studie zeigt wiederholte menschliche Bewohnung der Umm Jirsan-Lavaröhre vom Neolithikum bis zur Bronzezeit. Die in PLoS ONE veröffentlichte Studie liefert neue Erkenntnisse über die Ernährung, kulturellen Praktiken und den Umgang der frühen Bevölkerungen der Arabischen Halbinsel mit ihrer Umgebung.

In den letzten zehn Jahren konnten archäologische Untersuchungen auf der Arabischen Halbinsel etliche neue Erkenntnisse über die ökologische und menschliche Geschichte der Region gewinnen. Funde wie historische Seebetten, menschliche Fußabdrücke, Felsbilder oder Steinwerkzeuge zeigen, dass der Mensch seit mindestens 500.000 Jahren in dieser Region präsent ist und lassen auf eine einst deutliche grünere und feuchtere Landschaft als heute schließen.

Trotz dieser Fortschritte bleibt viel über die Lebensweise der frühen Bevölkerungen auf der Arabischen Halbinsel im Dunkeln. In einer Landschaft, in der Dürre und Trockenheit organischen Materialien stark zusetzen und eine natürliche Konservierung nahezu unmöglich machen, sind archäologische Ansammlungen – insbesondere Knochen – nur selten zu finden.

Doch nun berichtet eine kürzlich in PLoS ONE veröffentlichte Studie über die erste archäologische Ausgrabung einer arabischen Lavaröhre, die mehrere Phasen menschlicher Besiedlung vom Neolithikum bis zur Bronzezeit zeigt. Der Artikel enthält neue Informationen über die Ernährung der menschlichen Bewohner, die Tiere, auf die sie angewiesen waren und ihre Kultur.

Die Forscher*innen fokussierten sich dabei auf den Eingang zu Umm Jirsan, einer 1,5 km langen unterirdischen Passage, die durch den Strom abkühlender Lava entstand. Ihre Ausgrabungen förderten Steinwerkzeuge, Tierknochen und Holzkohle zu Tage, alles Hinweise auf eine menschliche Nutzung der Höhle als Unterkunft. Mithilfe von Lumineszenz- und Radiokarbondatierung konnte das Alter der Sedimente sowie der Holzkohle bestimmt werden. Den Wissenschaftler*innen gelang es dadurch zu zeigen, dass die Hauptphase menschlicher Bewohnung vor 10.000-7.000 Jahren lag.

Die Analysen der menschlichen Überreste in Umm Jirsan ergaben außerdem, dass die Menschen sich sehr proteinreich ernährten und der Verzehr von Früchten und Getreide mit der Einführung der Oasenlandwirtschaft in der Region zunahm.

Bei der Erkundung der Umgebung fand das Team auch die ersten Felsbilder, die in diesem Gebiet entdeckt wurden. Darstellungen von Menschen, die Rinder, Schafe und Ziegen hüten, sowie Jagdszenen mit Hunden stimmen mit dem Bild einer jahrtausendelangen pastoralen Lebensweise in dieser Region überein.

„Unsere Ergebnisse sind ein weiteres wichtiges Puzzlestück zur Geschichte der arabischen Gesellschaften und ihrem Umgang mit dieser einzigartigen Landschaft“, fasst es einer der Wissenschaftler*innen in einem Artikel bei The Conversation zusammen. Das Team hofft, dass die aktuelle Studie das Potential für weitere interdisziplinäre Untersuchungen der Höhlen und Lavaröhren Saudi-Arabiens verdeutlichen konnte.

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