Unabhängige Forschungsgruppe - Domestizierung und anthropogene Evolution (DAE – The Domestication and Anthropogenic Evolution Independent Research Group)
Eines der wichtigsten Forschungsthemen unserer Zeit ist die Untersuchung der Domestizierung von Organismen und des umfassenderen Prozesses der anthropogenen Evolution. Während die Menschheit das gesamte Leben auf der Erde in eine moderne anthropogene Ära drängt, eine Periode, die manchmal als Anthropozän bezeichnet wird, sind alle Organismen gezwungen, sich weiterzuentwickeln und anzupassen oder auszusterben. Die Prozesse, bei denen der Mensch die Evolution der ihn umgebenden Pflanzen und Tiere vorantreibt, findet man nicht nur in der modernen Welt – der Mensch hat Aspekte der Evolution seit Jahrtausenden beeinflusst. Die Mitglieder dieser Forschungsgruppe möchten die Geschichte dieser anthropogenen Evolution besser verstehen.
Die DAE-Forschungsgruppe arbeitet daran, die Sozial- und Biowissenschaften zu vereinen und versucht, einige der größten Fragen der menschlichen Vergangenheit zu beantworten – Fragen, die direkte Auswirkungen auf die menschliche Gegenwart und Zukunft haben. Die Gruppe konzentriert sich auf archäobotanische Methoden und arbeitet an Forschungsprojekten in Asien, Europa sowie Nord-, Mittel- und Südamerika. Die Untersuchung der vom Menschen verursachten Evolution umfasst die Ursprünge der Landwirtschaft, die Intensivierung landwirtschaftlicher Systeme, die Evolution von Kommensalen sowie evolutionäre Anpassungen von Unkraut und Schädlingen.
Die Domestizierung von Pflanzen und Tieren war eines der entscheidendsten Phänomene, welches die Menschheit zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Die Fähigkeit, Getreideüberschüsse zu produzieren, gab bestimmten menschlichen Gruppen die Möglichkeit, sich auf Kunst und intellektuelles Denken zu konzentrieren. Letztlich wurde die Menschheit verhaltensmäßig modern, als ein Resultat wechselseitiger Beziehungen, die sie mit bestimmten Organismen geformt hat. Während des Holozäns schritt die kulturelle Entwicklung des Menschen nahezu exponentiell voran - die damit verbundenen Innnovationen sind ein direktes Resultat der gesteigerten Nahrungsproduktion und Stabilität. Ein Überangebot an Nahrung erlaubte den Mitgliedern dieser Gruppen nicht nur, sich auf Kunst und Wissenschaften zu konzentrieren, sondern unterstützte auch einen damit einhergehenden demographischen Wandel.
Die Erforschung der vom Menschen gesteuerten Evolution ist die Untersuchung dessen, was uns Menschen ausmacht. Im weiteren Sinne umfasst die vom Menschen gesteuerte Evolution auch die Beziehungen, die jeder Mensch mit seinem eigenen Mikro-Ökosystem sowie den wilden Ökosystemen der Umwelt eingeht. Im Kern beschäftigt sich die Erforschung der Domestizierung mit den Ursprüngen unserer Nahrung, unserer Kleidung sowie Haustieren und sogar den Mikroorganismen, die uns Menschen bei der Verdauung unserer Nahrung unterstützen.
Das Verständnis über die Wege, die Organismen in Richtung Domestizierung nahmen, vermitteln uns eine größere Wertschätzung und eine emotionale Verbindung zu unseren Vorfahren. Die Lebensmittel, die wir heute essen, sind das genetische und phänotypische Vermächtnis von rund 500 Generationen von Menschen in über 10.000 Pflanzperioden des Sommers. In dieser Hinsicht ist ein Apfel oder ein Getreidekorn ein archäologisches Artefakt, das, wenn es genau untersucht wird, den Wissenschaftler:innen ebenso viel über die Menschheit erzählen kann wie jede archäologische Ausgrabung oder linguistische oder genetische Studie. Das Team vereint bestehende Forschungsagenden in Jena und weltweit.
Die DAE-Forschungsgruppe verknüpft archäobotanische Daten mit Genetik, historischen Quellen, Kunstgeschichte und Linguistik, um besser zu verstehen, wie der Mensch die Evolution in der Vergangenheit vorangetrieben hat. Ein besonderes Interesse liegt darauf herauszufinden, wie beabsichtigt einige der vergangenen evolutionären Prozesse der Domestizierung in der Vergangenheit abliefen. Darüber hinaus versucht die Gruppe, bisher weniger erforschte Pflanzen und Tiere zu berücksichtigen, so sind sie beispielsweise an mehrjährigen Pflanzen wie Äpfel und Pistazien oder weniger erforschten Getreidesorten wie Hirse und Quinoa interessiert. Die Forschenden beschäftigen sich zudem mit Kommensaltieren und landwirtschaftlichen Schädlingen. Das DAE-Team konzentriert sich weiterhin auch auf ein besseres Verständnis der Art und Weise, wie sich die Evolution in der freien Natur entfaltet, insbesondere in engen nicht-menschlich-basierten Beziehungen der Gegenseitigkeit, als Beispiele für Parallelen zur Domestikation.
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