Frühe Landwirtschaft in Taiwan

Taiwan gilt als Schlüsselregion für die Ausbreitung prähistorischer Kulturen in ganz Asien, wobei viele Aspekte seiner genauen Rolle in diesem Prozess im Dunkeln bleiben. Die Insel liegt an der Schnittstelle zwischen ost- und südostasiatischen Traditionen und weist reiche archäologische Aufzeichnungen auf, die eine große prähistorische kulturelle Vielfalt widerspiegeln, die vor allem nach dem Beginn der Landwirtschaft vor etwa 5.000 Jahren entwickelte. Diese frühen Bauern wurden als Ursprung einer der räumlich ausgedehntesten Sprachausbreitungen der Weltgeschichte identifiziert: die Austronesische Expansion. Es wird jedoch kontrovers darüber diskutiert, ob die Ausbreitung durch Bauern (demische Diffusion) oder durch Sprachverschiebungen erfolgte, die durch maritime Anpassungen und Kapazitäten erleichtert und vorangetrieben wurden.

Ein weiteres Beispiel für unser lückenhaftes Wissen über Taiwans Vorgeschichte ist die Rolle der Insel im asiatischen Handels- und Austauschnetz der Metallzeit. Nach gängiger Auffassung begann das Metallzeitalter in Taiwan um 100 n. Chr. und der Austausch mit anderen Regionen und Kulturen erfolgte hauptsächlich über das südliche Festland Chinas. Neue archäologische Funde stellen diese Auffassung in Frage und deuten darauf hin, dass die Metallzeit etwa 500 Jahre früher begann und dass kulturelle Einflüsse aus Südostasien über die Inselregion im Süden kamen.

Informationen über die Verwendung und Verbreitung von Kulturpflanzen und landwirtschaftlichen Methoden liefern wichtige Hinweise auf die Ausbreitung und Vermischung von Menschen, kulturellen Traditionen und Wissen sowie auf die soziale Organisation und Komplexität. Das Projekt zielt darauf ab, detaillierte langfristige und direkt datierte archäobotanische Aufzeichnungen aus Taiwan zu erstellen, die auf der systematischen Analyse von Pflanzenmakroresten aus Kulturschichten verschiedener archäologischer Stätten basieren. Ergänzt werden diese Daten durch die Rekonstruktion von Siedlungsmustern zur Abschätzung der räumlich-zeitlichen Bevölkerungsdynamik. Dies wird neue Erkenntnisse über die Ausbreitung von Ackerbau und Sesshaftigkeit in Ost- und Südostasien als Teil grundlegender wirtschaftlicher und sozialer Veränderungen liefern. Ein besseres Verständnis der Neolithisierungsprozesse ist auch für die globale Gesellschaft von Bedeutung, die mit Migrationsströmen konfrontiert ist, die als Reaktion auf den künftigen Klimawandel zu erwarten sind. Inseln wie Taiwan bieten hervorragende Möglichkeiten zu untersuchen, wie die Menschen in der Vergangenheit mit Herausforderungen wie Einwanderung und Integration als Folge der neolithischen Bevölkerungsexpansion umgegangen sind.

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit Partnern der Abteilung für Anthropologie der Nationalen Universität Taiwan, Taipeh City, Taiwan; dem Museum für Archäologie, Tainan Branch des Nationalen Museums für Vorgeschichte, Tainan City, Taiwan; der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, Berlin; dem Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin; der University of Alberta, Edmonton, Kanada; und der School of Geographical Sciences der University of Nottingham Ningbo, China durchgeführt.

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