Ernährung im ländlichen und urbanen Raum des mittelalterlichen Weißrusslands unterschied sich nur kaum
Eine in PLoS ONE veröffentlichte Studie nutzt zum ersten Mal Isotopenanalysen, um die Ernährung der Bewohner des heutigen Weißrusslands zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert zu untersuchen
Isotopenanalysen können eingesetzt werden, um historische Ernährungsweisen zu untersuchen und zu vergleichen, was Menschen aus unterschiedlichen Schichten und Zeiten aßen. Ein Großteil von Osteuropa blieb bislang jedoch unerforscht, trotz starker sozialer Veränderungen. Insbesondere das Gebiet des heutigen Weißrusslands galt als blinder Fleck auf den bioarchäologischen Landkarten Europas, obwohl Städte wie Polazk in Weißrussland sich zu Schlüsselpunkten eines rapide wachsenden Handels- und Glaubensnetzwerk entwickelten.
Die in PLoS ONE veröffentlichte Studie berichtet nun zum ersten Mal über den Einsatz von Isotopenanalysen in diesem Gebiet. Untersucht wurde die Ernährung der Bewohner des heutigen Weißrusslands vom 11. bis 18. Jahrhundert. In der Studie untersuchten Forschende der Universität Warschau, der Staatlichen Universität Polazk und des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie Knochen-und Zahnkollagen menschlichen sowie tierischen Ursprungs mithilfe von Stabilisotopenanalysen.
Die Ergebnisse zeigten, dass die Ernährung im mittelalterlichen Belarus insbesondere auf C3-Resourcen beruhte, wie z.B. Roggen und Weizen. Zwischen den Männern und Frauen konnten keine Unterschiede in der Ernährungsweise festgestellt werden. Auch über die Zeit, zwischen dem 11. bis 18. Jahrhundert waren kaum Veränderungen in der Ernährung zu erkennen.
Anders als bislang angenommen, konsumierte die landwirtschaftliche Bevölkerung vor allem tierische Produkte. Es kam jedoch zu keiner Spezialisierung auf Fisch oder Hirse, trotz der vielfältigen verfügbaren Wasserressourcen oder den strikten religiösen Traditionen, wie das Fasten. Auch in einigen ländlichen Küstenorten Polens und Litauens sowie in sozial-niedrig gestellten Stätten, spielte Fisch nur eine untergeordnete Rolle.
Die Studie konnte zeigen, dass im Gegensatz zum mittelalterlichen Westeuropa, sich die Ernährung in den urbanen Gebieten nur wenig von den ländlichen Regionen unterschied. Diese Ähnlichkeit könnte auf leicht unterschiedliche wirtschaftliche Veränderungen hindeuten. Schichtbedingte Unterschiede in der Ernährung zwischen Individuen sind ähnlich gering, was möglicherweise auf einen religiösen oder statusbedingten Fischkonsum in der Gesellschaft oder auf eine größere Bedeutung der Jagd im belarussischen Kontext zurückzuführen ist.