Die „exakten Wissenschaften“ und die Mittelalterforschung - Round Table

Gemeinsame Veranstaltung MPI-SHH und des Historischen Instituts der FSU Jena

  • Datum: 09.01.2020
  • Uhrzeit: 12:00 - 18:00
  • Ort: MPI SHH Jena
  • Raum: Villa V14
  • Gastgeber: Palaeo-Science and History Group (PS&H)
  • Kontakt: izdebski@shh.mpg.de
Die „exakten Wissenschaften“ und die Mittelalterforschung - Round Table
Die unabhängige Forschungsgruppe Paleo-Science & History ("Paläowissenschaften & Geschichte") organisiert (mit Unterstützung der Abteilung für Archäogenetik) einen gemeinsamen Workshop mit dem Historischen Institut der Universität Jena (FSU) über die Anwendung wissenschaftlicher Methoden zur Erforschung des Mittelalters.

Das Verhältnis zwischen Natur- und Geisteswissenschaften ist traditionell eher distanziert. Zu unterschiedlich sind die Untersuchungsgegenstände und Forschungsmethoden; sehr nachdrücklich wird zuweilen auf die grundsätzlichen Unterschiede der jeweiligen Erkenntnismodi des „Erklärens“ und „Verstehens“ hingewiesen, welche die analytischen Natur- und hermeneutischen Geisteswissenschaften prägen. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten, die in den letzten Jahren deutlicher hervorgetreten sind: Neu entwickelte naturwissenschaftliche Methoden machen es möglich, ganz ungewohnte (nicht-schriftliche) Quellen für die Beantwortung historischer Fragestellungen heranzuziehen; historische (Texte lassen umgekehrt Rückschlüsse auf Naturphänomene wie z.B. die Klimaentwicklung und deren Rückwirkung auf Umwelt und menschliche Gesellschaften zu.

Insbesondere das seit mehreren Jahren in Jena beheimatete Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte hat mit seinen archäogenetischen Forschungen zu einem neuen Verständnis vorgeschichtlicher und auch historischer Wanderungsbewegungen beigetragen und mit spektakulären Forschungsergebnissen breite Aufmerksamkeit erzielt. Es lohnt für die Historiker, sich diese neue Wissenschaftsdisziplin näher anzuschauen, genauso wie es sich für die Genetic History lohnt, den Dialog mit den „traditionellen“ Vergangenheitsdisziplinen zu suchen, um Potentiale und Grenzen des eigenen Herangehens besser ausloten zu können. In diesem Sinne versteht sich der eintägige Workshop als eine Veranstaltung, die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und besseren Verständnis traditioneller wie neuer Methoden bieten soll und die zu einen kritischen Dialog über Fächergrenzen hinweg einlädt.

Im Fokus der insgesamt neun Referate in drei Sektionen stehen die Genetic History und ihre Potentiale für die historische Erkenntnis sowie die Klima-, Umwelt- und Seuchengeschichte des Mittelalters. Vorgestellt und diskutiert werden neue Methoden natur- wie auch geisteswissenschaftlicher Forschung, etwa die a(ncient) DNA-Analyse, die Palynologie (Pollenanalyse) und die Netzwerkanalyse. Die Vorträge werden zum Teil in Deutsch, zum Teil in Englisch gehalten.

Programm

1. Sektion / Session 1 (Sprache: Deutsch)


Zwischen Archäogenetik und Geschichtsforschung: Genetic History in der Diskussion / Archaeogenetics and historical research: a debate on genetic history (Diskussionsleitung: Prof. Dr. Uwe Schirmer, Universität Jena)

12.00 – 12.10 Uhr Einleitung und Begrüßung
12.10 – 12.40 Uhr PD Dr. Jörg Feuchter (Berlin): Genetic History – Eine Herausforderung für die Geschichtswissenschaften
12.40 – 12.55 Uhr Dr. Wolfgang Haak (MPI): Über ‘pots equals people’ in der Vorgeschichte und warum dies vermeintlich manchmal funktioniert (German)
12.55 – 13.10 Uhr Dr. Stephan Schiffels (MPI): Neue Methoden und Erkenntnisse zur Europäischen Eisenzeit und Frühmittelalter aus der Genetik
13.10 – 13.30 Uhr Diskussion

13.30 – 14.30 Uhr Mittagspause (Buffet) / working lunch

2. Sektion / Session 2 (Language: English)


History between genetics and mathematics: studies into the dispersal of natural and cultural phenomena / Geschichte zwischen Genetik und Mathematik: Studien zur Ausbreitung von Natur- und Kulturphänomenen (Chair: Prof. Johannes Krause, MPI)

14.30 – 14.50 PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest (Univ. Jena): „… pestis illa animarum”. Network analysis of the humanistic res publica litterarum and the spread of the Reformation ideas
14.50 – 15.05 Dr. Maria Spyrou (MPI): Tracing the initiation and progression of the second plague pandemic using ancient genomics
15.05 – 15.20 Dr. Kirsten Bos (MPI): Expect the unexpected: surprises from pathogen DNA screening of medieval skeletons
15.20 – 15.40 Diskussion

15.40 – 16.00 Uhr Kaffeepause / coffee break

3. Sektion / Session 3 (Language: English)

Climate and Environment: approaches from the humanities and the natural sciences / Klima und Umwelt: geistes- und naturwissenschaftliche Ansätze (Chair: Prof. Dr. Marcin Wołoszyn, GWZO Leipzig)

16.00 – 16.20 Dr. Martin Bauch (GWZO Leipzig): New questions and methods in the study of medieval catastrophes and climatic changes
16.20 – 16.45 Dr. Adam Izdebski (MPI): Environmental science and history: palynological data as historical evidence
16.45 – 17.00 Dr. Ricardo Fernandes (MPI): Implementing interdisciplinary research approaches for the study of the human past within the Pandora and IsoMemo Big Data initiatives
17.00 – 17.20 Diskussion

17.30-18.00 Schlussdiskussion / final discussion
(Diskussionsleitung: PD Dr. Robert Gramsch-Stehfest und Dr. Adam Izdebski)

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