Afrikanische Affen sind mit dem gleichen Bakterium infiziert, das beim Menschen Frambösie auslöst

19. September 2018
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftlern des Deutschen Primatenzentrums, des Robert-Koch-Instituts, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, der McGill Universität, der Masaryk Universität, der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte haben in mehreren Primatenarten in Subsahara-Afrika erfolgreich Genome des Bakteriums Treponema pallidum sequenziert. Bei Affen verursacht das Bakterium schwere Symptome wie Läsionen an Genitalien, Gesicht und Extremitäten. Damit beweisen die Wissenschaftler, dass der Frambösieerreger nicht nur beim Menschen zu finden ist.

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftlern des Deutschen Primatenzentrums, des Robert-Koch-Instituts, des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, der McGill Universität, der Masaryk Universität, der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte haben in mehreren Primatenarten in Subsahara-Afrika erfolgreich Genome des Bakteriums Treponema pallidum sequenziert. Bei Affen verursacht das Bakterium schwere Symptome wie Läsionen an Genitalien, Gesicht und Extremitäten. Damit beweisen die Wissenschaftler, dass der Frambösieerreger nicht nur beim Menschen zu finden ist.

Sascha Knauf vom Deutschen Primatenzentrum betont: „Die Bemühungen der Weltgesundheitsorganisation zur Ausrottung der Frambösie beim Menschen müssen unbedingt fortgesetzt werden. Unsere Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Größe des Verbreitungsgebiets des Krankheitserregers eine strengere Überwachung auch nach einer möglichen Ausrottung im Menschen in den Ländern erfordert, in denen Menschen und Affen koexistieren.“

Frambösie wird verursacht durch das Bakterium Treponema pallidum subsp. pertenue, welches eng verwandt ist mit dem Syphilis verursachenden Bakterium Treponema pallidum subsp. pallidum. Die von der Frambösie verursachten Läsionen der Haut, der Knochen und des Knorpels können unbehandelt zu Entstellung, Behinderung und manchmal zum Tod führen. Nach derzeitigem Kenntnisstand wird Frambösie hauptsächlich durch Haut-zu-Haut-Kontakt von Mensch zu Mensch verbreitet. Obwohl Frambösie mit Antibiotika wirksam behandelt werden kann, infizieren sich jährlich in mindestens 14 Ländern Tausende Menschen mit dem Erreger. Häufig sind Kinder darunter. „Lange Zeit wurde angenommen, dass die Bakterien, die Frambösie verursachen nur den Menschen infizieren. Unsere Untersuchungen zeigen, dass dies nicht der Fall ist,“ bestätigt Verena Schuenemann von der Universität Tübingen.

Das internationale Forscherteam sammelte Proben von infizierten Affen in Tansania, Gambia, Senegal und der Elfenbeinküste. Da die Bakterien nur sehr schwer zu kultivieren sind, generierten die Forscher vollständige Genome mittels Sequenzierung durch DNA Anreicherung, gekoppelt mit Hochdurchsatz-Sequenzierung. Anschließende phylogenomische Analysen zeigten, dass die Krankheitserreger die nichtmenschliche Primaten und Menschen infizieren, sehr ähnlich sind. In einigen Fällen sind die Genome zu 99,989% identisch. Kein Bakterienstamm war artspezifisch für Mensch oder Affe. „Die Frambösie, die von Bakterienstämmen ausgelöst wird, die sowohl Menschen wie Affen infizieren, haben eine sehr ähnliche Genomstruktur mit minimalen funktionalen Abweichungen,“ sagt Mitautor David Šmajs von der Masaryk Universität. „Weitere auch historische Proben des Frambösieerregers ermöglichen es uns, die Entwicklung des Bakteriums zu verstehen - insbesondere auch ob und wie oft es zu Übertragungen zwischen Menschen und nichtmenschlichen Primaten gekommen ist“, sagt Johannes Kraus vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte.

In einigen Ländern in denen Infektionen bei Affen beobachtet wurden, wurden keine Frambösie-Fälle beim Menschen beobachtet. „Das impliziert, dass die Übertragung von nichtmenschlichen Primaten auf den Menschen selten vorkommt, und dass diese Übertragung selten zu einer Etablierung im Menschen führt,“ so Jan Gogarten von der McGill Universität. Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass multidisziplinäre Teams zur erfolgreichen Ausrottung von Krankheiten gebraucht werden. Nur mit Hilfe einer solchen Zusammenarbeit kann der mögliche Übertragungsweg von Frambösie über nichtmenschliche Primaten aufgedeckt werden. Sébastien Calvignac-Spencer vom Robert Koch-Institut sagt: „Dies ist ein schönes Beispiel wie uns ein internationaler One-Health-Ansatz, mit gesundheitsrelevanten Informationen versorgt.“

Joint press release by the German Primate Center, McGill University and the Max Planck Institute for the Science of Human History.

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