Struktur der transeurasischen Sprachfamilie durch computerlinguistische Methoden aufgedeckt

Das Forschungsteam wandte erstmals Methoden der Bayes'schen Phylolinguistik von der Evolutionsbiologie bis zur transeurasischen Sprachfamilie an, um die seit langem geführte Debatte über ihre innere Struktur anzugehen.

Eine neue Studie von Forschern und Forsacherinnen des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte kombiniert klassische historisch-vergleichende Linguistik und computergestützte Bayes'sche phylogenetische Methoden, um die innere Struktur der transeurasischen Sprachfamilie aufzuzeigen. Die im Journal of Language Evolution veröffentlichte Studie ist die erste, die Bayes'sche Methoden auf diese lange diskutierte Sprachfamilie anwendet.

Der Begriff Transeurasisch bezieht sich auf eine Familie von Sprachen, die theoretisch aus einer einzigen Originalsprache in Asien entstanden sind und nun bis zu fünf Sprachfamilien umfassen: Türkisch, Mongolisch, Tungusisch, Koreanisch und Japanisch. Es wird seit langem darüber diskutiert, ob diese Sprachfamilien tatsächlich aus einem einzigen Vorfahren hervorgegangen sind, und selbst unter den Forschern, welche die transeurasische Hypothese unterstützen, gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, wo sich die Sprachfamilien spalten und welche am engsten verwandt sind. Das Forschunsteam verwendete zwei Ansätze, um die wahrscheinlichste interne Struktur für die transeurasischen Sprachen zu bestätigen - sie schufen prototranseurasische Rekonstruktionen unter Verwendung zeitgenössischer und historischer lexikalischer Daten und wandten dann Bayes'sche phylogenetische Methoden an, um die interne Struktur abzuleiten, die am besten zu den Daten passt.

Die Forscher fanden heraus, dass die beste Eignung für die interne Struktur zunächst das Clustering der japanischen und koreanischen Sprachen darstellte und weiter das Clustering von Monglisch und Türkisch, wobei die tungusische Zweig zuerst abführte. "Wir erhalten ein starkes historisches Signal mit 98,3% Unterstützung für Japanisch-Koreanisch, 90,3% für Tungusisch-Mongolisch-Türkisch und 100% für Mongolisch-Türkisch", sagt Remco Bouckaert von der Universität Auckland und dem Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte.

"Zum ersten Mal in der Geschichte der Linguistik haben wir klassische historisch-vergleichende Linguistik und computergestützte Bayes'sche Phylolinguistik integriert, um eine Phylogenie der transeurasischen Sprachen abzuleiten", erklärt Martine Robbeets, Leiterin der vom ERC geförderten Forschungsgruppe Eurasia3angle am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. "Unsere Ergebnisse lösen eine langjährige Frage nach der genauen Form des transeurasischen Baumes auf, indem sie eine quantitative Grundlage für die Prüfung verschiedener konkurrierender Hypothesen liefern."

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