Erforschung der Auswirkungen der menschlichen Besiedlung auf den brasilianischen Atlantischen Regenwald wird gefördert

14. Dezember 2022

Forschungsteams des Max-Planck-Instituts für Geoanthropologie (Deutschland), der Universität Bournemouth (UK) und der Universität Göttingen haben eine gemeinsame Förderung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Arts and Humanities Research Council (AHRC) des Vereinigten Königreichs erhalten

Das internationale Team wird die Auswirkungen menschlicher Besiedlung und Landnutzung über Jahrhunderte auf den Atlantischen Regenwald Brasiliens, einer der am stärksten bedrohten tropischen Wälder der Welt, untersuchen. Gefördert durch die DFG und das AHRC werden die Wissenschaftler:innen historische, archäologische und ökologische Daten nutzen, um einen „Atlas menschlicher Einflüsse“ zu erstellen und Informationen für zukünftige Konservierungsbestrebungen gewinnen.

Der Atlantische Regenwald, ein globaler Hotspot der Biodiversität, gelegen entlang der Ostküste Brasiliens, ist eine der am stärksten bedrohten Umgebungen der Welt. Die Wald-Ökoregion ist Heimat von zwei der bevölkerungsreichsten Städte der Welt - São Paulo und Rio de Janeiro - und erwirtschaftet 70 Prozent des brasilianischen Bruttoinlandsprodukts. Mit nur noch schätzungsweise 12 Prozent erhaltener ursprünglicher Fläche des Waldgebietes, ist der Atlantische Regenwald jetzt im Fokus für extensive Konservierung und Restaurierungsbemühungen.

Um diese Ziele zu unterstützen, werden im Rahmen des Projekts drei Zeitperioden untersucht, in denen deutliche Veränderungen und Übergänge menschlicher Aktivität erkennbar sind: Präkolumbisch (Pre-Columbian - vor 1500 n. Chr.), frühkolonial (Early Colonial - 1500 bis 1700 n. Chr.) und spätkolonial (Late Colonial - 1700 bis 1808 n. Chr.).

Dr. Patrick Roberts, Leiter des Teams in Deutschland, sagt über das Projekt: „Zum allerersten Mal werden wir für diese Region Modelle vergangener Landnutzung erstellen, die auf detaillierten historischen, archäologischen und paläoökologischen Daten basieren. Diese Modelle sollen uns ermöglichen, die sich verändernde Landnutzung über Raum und Zeit zu ´kartographieren´.“

Die Forschenden nutzen dafür pflanzliche und archäologische Überreste, aus Seen gewonnene Sedimentkerne, archäologische und historische Erkenntnisse über vergangene Besiedlungen und Demographien sowie neue Modelle der sich verändernden Landnutzung. Ihr Ziel ist es, die wichtigsten Schwellenwerte für die Veränderungen der Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt während der letzten 500 Jahre zu identifizieren. Dabei soll erforscht werden, wie diese Grenzwerte zur Entwicklung effektiver Konservierungsziele und -maßnahmen beitragen können.

„Angesichts der Wichtigkeit tropischer Wälder für das Funktionieren einer Vielzahl von Erdsystemen werden wir untersuchen, in welchem Ausmaß menschliche Einwirkungen auf die Vegetation und Böden regionale Rückkopplungen initiiert haben, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind“, ergänzt Dr. Patrick Roberts.

Dr. Phil Riris (University of Bournmouth), der leitende Forscher des Forschungsteams im Vereinigten Königreich, fasst zusammen: „Indem sich das Klima verändert, werden Menschen, die im und in der Nähe des Atlantischen Regenwaldes leben, zunehmend mit ökologischen und gesellschaftlichen Unsicherheiten konfrontiert. Wenn wir einen kleinen Beitrag dazu leisten können, zu verstehen, wie Menschen ihre Umwelt in der Vergangenheit gestaltet haben, und zwar auch in positiver Weise, dann besteht die Hoffnung, dass wir dies genauso tun können.“

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