Forschungsgruppe für Digitale Archäologie

Die Forschungsgruppe Digitale Archäologie befasst sich mit der Integration von digitalen Werkzeugen und Techniken in traditionelle archäologische Methoden zur Untersuchung, Erfassung und Auswertung. Das Fachgebiet untersucht auch die Wege, auf denen die Digitalisierung das Potenzial der Archäologie erweitert und ihre Perspektiven verändert. Die Forschungsgruppe nähert sich den Landschaften und Lebensweisen der Vergangenheit mit digitalen Methoden zur Datenerfassung und -analyse, um Veränderungsprozesse in der Antike und zwischen der fernen Vergangenheit und der Gegenwart zu verstehen. Mit dem Fokus auf Fernerkundungs- und Bodenscan-Technologien entwickelt das Forschungsteam innovative Techniken zur Dokumentation von Überresten vergangener Gesellschaften sowie deren Kategorisierung in der Gegenwart.
 

Durch die Anwendung von Remote Sensing Techniken, wie Bildinterpretation, GIS, Maschinelles Lernen (ML)/ Deep Learning (DL) und hochauflösende Satellitenbilder entwickelt die Forschungsgruppe eine Basis für georäumliche Daten. Mit Hilfe dieser Daten analysieren die Verteilung historischer Stätten sowie aktuelle Bedrohungen und Einflüsse auf diese Stätten. Die Analysten nutzen Drohnen für hochauflösende Kartographierungen sowie LiDAR und Structure-from-motion-Techniken, um die jeweiligen Datensätze zu ergänzen. Die Entwicklung von Datenbanken untermauert zusätzlich die Arbeit der Forschungsgruppe. Durch semantische Modelle und Linked Open Data sollen die Datensätze integriert und präserviert werden. Die Gruppe für digitale Archäologie setzt sich außerdem für faire und ethische Praktiken der Digitalisierung unserer analogen Vergangenheit ein.

Forschungsprojekte

Mongolian Archaeology Project: Surveying the Steppes (MAPSS)

Projektmitglieder: Prof. Nicole Boivin, Prof. Michael Petraglia, Dr. Michael Fisher, Dr. Bayarsaikhan Jamsranjav, Amina Jambajantsan, Dovydas Jurkenas

MAPSS ist ein digitales Aufzeichungsprojekt und wird durch Arcadia, einen gemeinnützigen Fond von Lisbet Rausing und Peter Aldwin unterstützt. MAPSS integriert manuelles Remote Sensing und Computer Vision mit der Digitalisierung archivierter Aufzeichnungen sowie Bodenuntersuchungen, um Orte, Eigenschaften und Zustand von archäologischen Stätten in der Mongolei zu identifizieren. In Zusammenarbeit mit dem Mongolischen Institut für Archäologie und dem National Centre for Cultural Heritage, ergänzt MAPPS die lange Tradition archäologischer Forschung und Kulturerbeaufzeichnungen in der Mongolei. Das Projekt setzt dabei auf eine landesweite georäumliche Datenbank sowie die Arches Open-Source Softwareplattform.

Besuchen Sie https://mapss.shh.mpg.de/info/ , um mehr zu erfahren.

Tell-Surezha-Ausgrabungsprojekt

Projektmitglieder Dr. Michael Fisher (in collaboration with PI Prof. Gil Stein, University of Chicago)

Seit 2012 erforscht das Orientalische Institut der Universität Chicago mit multidisziplinären Methoden die obermesopotamische Fundstätte Tell Surezha in der Ebene von Erbil in der kurdischen Autonomieregion des Irak. Unter der Leitung von Prof. Gil Stein (U. Chicago) und der Mitleitung von Dr. Michael Fisher (MPI-GEA) konzentriert sich das Projekt auf die chalkolithische Besiedlung des Hochhügels, die sich über das 6. bis 4. Jahrtausend v. Chr. erstreckt. Bei den Feldarbeiten werden 3D-Kartierungen, kontrollierte Oberflächensammlungen und stratigrafische Ausgrabungen durchgeführt, während im Labor instrumentelle Neutronenaktivierungsanalysen (INAA) sowie archäobotanische und zooarchäologische Analysen vorgenommen werden. Ziel des Projekts ist es, das Verständnis der sich entwickelnden sozialen Komplexität im chalkolithischen Nordmesopotamien und der entsprechenden Urbanisierungsprozesse zu verbessern. Das INAA hat frühe Muster des überregionalen Austauschs sowie lokale Nachahmungspraktiken aufgezeigt, während die Untersuchung der Flora und Fauna auf Verschiebungen in den wirtschaftlichen Strategien in Richtung Spezialisierung und Kommensal-Konsum im 5. Jahrtausend v. Chr. schließen lässt.

Northern-Realm-Projekt (NRP)

Projektmitglieder: Dr. Bayarsaikhan Jamsranjav (in Zusammenarbeit mit Prof. Alicia Miller und Prof. Brian Miller, University of Michigan, Dr. Julia Clark, NOMAD Science NGO)

Das Northern-Realms-Projekt untersucht die archäologischen Landschaften des Chöwsgöl-Aimag in der nördlichen Mongolei durch Feldstudien und Ausgrabungen, um ein besseres Verständnis über die Bestattungsgeschichte zu erlangen und die vielfältigen Gräber vor Plünderung und natürlichem Verfall zu schützen. Im Rahmen des Projekts wurden zahlreiche gestörte Gräber entdeckt und einige der spektakulärsten Funde aus der Mongolenzeit freigelegt, darunter gut erhaltene Seidentapisserien und kunstvoll geschnitzte Knochenobjekte. Das NFP bietet auch praktische Schulungen für studentische Restauratoren und Archäologen in den Bereichen Konservierung, Vermessung, Ausgrabung und digitale Aufzeichnungsmethoden an.

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