Neue open-access Datenbank der Kulturen

D-PLACE eröffnet neue Möglichkeiten für interkulturelle Analysen

8. Juli 2016
D-PLACE –  eine neue open-access Datenbank - vereint einen bislang breit gestreuten Bestand an Informationen zur Geographie, Sprache, Kultur und Ökologie von mehr als 1400 Gesellschaften (kulturellen Gruppen) und eröffnet damit neue Möglichkeiten für interkulturelle Analysen. D-PLACE wurde von einem internationalen, multidisziplinären Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena entwickelt und dort betrieben. Ein aktueller Beitrag der Fachzeitschrift PLOSone stellt die Datenbank vor.

Kathryn Kirby, Wissenschaftlerin an der Universität Toronto und Hauptautorin der Studie erklärt: „Die Vielfalt der menschlichen Kulturen findet sich in allen Bereichen unseres Lebens wieder. Das reicht von den Speisen, die wir essen und den Häusern, die wir bauen, über unsere religiösen Rituale und politischen Strukturen bis hin zur Wahl unserer Ehepartner und den Spielen, die wir unsere Kinder lehren.“ Die kulturellen Praktiken variierten von Region zu Region und veränderten sich im Laufe der Zeit. „D-Place“, ist Kirby überzeugt, „wird es einer neuen Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlauben, die seit langem unbeantworteten Fragen nach den Faktoren und Prozessen, die diesen kulturellen Wandel vorantreiben und die Vielfalt prägen zu beantworten.“

„Vergleichende Forschung ist entscheidend, wenn man die Prozesse hinter der kulturellen Vielfalt verstehen möchte“, sagt Russell Gray, Direktor der Abteilung Sprach- und Kulturevolution am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena, das die Datenbank betreibt. „Mehr als ein Jahrhundert anthropologische Forschung rund um den Erdball hat hierfür einen großen Reichtum an Quellen geschaffen, aber bislang war es eine ungelöste Herausforderung die weit verstreuten Informationen zusammenzuführen und vergleichbar zu machen. Für die Erstellung von D-PLACE haben wir umfangreiche, ökologische Datensätze herangezogen und diese mit kulturellen und linguistischen Daten kombiniert. So können sich die Nutzer von D-PLACE auf einen Blick die weltweite kulturelle Vielfalt vor Augen führen“.

D-Place wurde von einem internationalen, multidisziplinären Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit besonderem Interesse an interkultureller Forschung entwickelt. Dazu gehören Mitglieder des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, der Universität Auckland, der Colorado State Universität, der Universität Toronto, der Universität Bristol, dem „Human Relations Area File“ Yale (Zentrum für interkulturelle Studien) sowie den Universitäten von Washington, St. Louis und Michigan.

Umfangreiche Daten, breiter Nutzerkreis, zahlreiche Funktionen

Gegenwärtig enthält D-PLACE Daten zu mehr als 1400 kulturellen Gruppen bzw. Gesellschaften. Diese sind global verteilt und mehrheitlich vorindustriell. Sie wurden von Ethnographen im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben.

D-PLACE wendet sich an einen breiten Nutzerkreis. Der potenzielle Kreis der Nutzer reicht von interessierten Laien, die ihre eigene Kultur mit denen anderer Gesellschaften vergleichen möchten bis hin zu Wissenschaftler/-innen mit einem speziellen Fokus auf interkulturelle Analysen.

Mit D-PLACE können sich Interessierte beispielsweise anzeigen lassen, welche der 1400 Gesellschaften bestimmte kulturelle Praktiken wie Monogamie oder Polygamie teilen oder unter ähnlichen Umweltbedingungen (durchschnittliche Jahrestemperatur, Regenmenge etc.) leben. Ebenso kann die Zuordnung der Sprachen zu den Sprachfamilien der Welt (z. B. austronesisch, indo-germanisch) oder die Kulturen, die in bestimmten Regionen der Welt verortet sind, mit D-Place abgerufen werden. Die Suchergebnisse kann man sich auf einer Karte, als Tabelle oder als Sprachbaum anzeigen lassen und die Daten können zur weiteren Analyse heruntergeladen werden.

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