Projekt zur Erforschung der kognitiven und kulturellen Evolution des Rechnens erhält ERC-Synergy-Grant in Höhe von 10 Mio. Euro
QUANTA ist der erste gemeinschaftliche Versuch, die Frage zu beantworten, wann, warum und wie Instrumente zur Quantifizierung entstanden sind und sich entwickelt haben
Die Schaffung und Verwendung von Zahlensystemen ist ein bestimmendes Merkmal des Menschen, aber der prähistorische Ursprung dieser Systeme und die dafür erforderlichen kognitiven Fähigkeiten sind noch kaum erforscht. Mit finanzieller Unterstützung des Europäischen Forschungsrats ERC werden vier international führende Wissenschaftler/-innen im QUANTA-Projekt diese herausfordernden Fragen untersuchen.
Das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie und Forschungspartner in Norwegen, Frankreich und den Vereinigten Staaten haben vom Europäischen Forschungsrat einen ERC-Synergy-Grant in Höhe von 10 Millionen Euro zur Finanzierung ihres gemeinsamen Projekts QUANTA erhalten. QUANTA untersucht mit einem multidisziplinären Ansatz die Entstehung der Quantifizierung und die Koevolution konzeptueller Durchbrüche und kognitiver Fähigkeiten, auf denen sie basiert.
Um die kognitiven und kulturellen Entwicklungen zu verstehen, die hinter dem menschlichen Interesse an Zahlen und ihrer Beherrschung stehen, wird QUANTA innovative Forschungsstrategien nutzen und die einander ergänzende Expertise des internationalen Leitungsteams bündeln. Die vier leitenden Wissenschaftler von QUANTA sind international führende Experten aus Anthropologie, Linguistik, Archäologie sowie kultureller Evolution und Kognitionswissenschaft: Professor Russell Gray (Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig, Deutschland), Professor Andrea Bender (Universität Bergen, Bergen, Norwegen), Professor Francesco d'Errico (CNRS, Bordeaux, Frankreich) und Professor Rafael Núñez (Universität von Kalifornien, San Diego, USA).
„Dies ist ein unglaublich spannendes interdisziplinäres Projekt und ich bin stolz darauf, Teil eines so großartigen Teams zu sein“, sagt Gray, der bis Mitte 2020 Direktor am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena war und dort noch bis Ende 2021 kommissarischer Leiter der Abteilung für Sprach- und Kulturevolution ist.
Das Projekt wird zwei miteinander verbundene Hypothesen testen. Erstens, die konzeptionellen Durchbrüche, die die Schaffung von Zahlensystemen ermöglichten, entwickelten sich gemeinsam mit den für die numerische Wahrnehmung erforderlichen kognitiven Werkzeugen. Und Zweitens, die verschiedenen Arten, wie Zahlen ausgedrückt werden können - materiell, verbal, körperbasiert und schriftlich – wirkten zusammen, um dies zu erreichen. Durch die Berücksichtigung der kognitiven Werkzeuge und sozialen Faktoren, die den Ursprung des Zählens begleiteten, hat QUANTA Auswirkungen auf eine der verwirrendsten und wichtigsten Fragen in der Humanwissenschaft: die Entstehung von symbolischem Verhalten und Sprache in der menschlichen Abstammungslinie.
In Deutschland wird sich Russell Grays Team darauf konzentrieren, die evolutionäre Dynamik von Zahlensystemen zu beleuchten und Hypothesen über die Koevolution dieser Systeme und anderer kognitiver und sozialer Faktoren zu testen. Grays Expertise umfasst die Gebiete der kulturellen Evolution, der Linguistik, der Tierkognition und der Philosophie der Biologie, und seine Forschung war bahnbrechend bei der Anwendung rechnergestützten Methoden aus der Evolutionsforschung zur Untersuchung der sprachlichen Vorgeschichte und der kulturellen Evolution. Mit Grays Datenbank von Zahlensystemen in den Sprachen der Welt und modernsten computergestützten Methoden wird QUANTA in der Lage sein, neue Einsichten in die Entstehung einer Reihe menschlicher kognitiver Fähigkeiten zu gewinnen.
Die Finanzierung von QUANTA ist Teil der jährlichen Synergy Grant-Ausschreibung des Europäischen Forschungsrats, der Forschungsteams bei der Erforschung der anspruchsvollsten wissenschaftlichen Fragen unterstützt. Der ERC wurde 2007 von der Europäischen Union gegründet und ist die führende europäische Förderorganisation für Forschung über wissenschaftliche Grenzen hinweg.