Prähistorischer Verlust an Artenvielfalt

Wissenschaftler untersuchen den Einfluss von Klimawandel und menschlicher Aktivität auf die lokale Ausrottung großer Säugetiere auf Sansibar

22. Februar 2016
Die aktuelle Studie eines internationalen Forschungsteams belegt, dass zahlreiche große Säugetiere von der Insel verschwunden sind, nachdem diese am Ende der letzten Eiszeit durch den steigenden Meeresspiegel entstanden war. Durchgeführt wurde die Studie von einem multidisziplinären Team aus Archäologen, Geographen und Ökologen. Untersucht wurden tierische Überreste aus einer Höhle auf Sansibar. Die Forscher zogen darüber hinaus Sedimentanalysen und Simulationsmodelle heran, um eine Zeitschiene für die Entstehung Sansibars als Insel zu erstellen.  

Leiterin der Studie ist die Archäologin Nicole Boivin von der Universität Oxford, die vor kurzem auch als Direktorin an das Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena berufen wurde. Die Studie ist ein Ergebnis des vom Europäischen Forschungsrat geförderten Sealinks-Projekts und vermittelt neue Einsichten in den Prozess der lokalen Ausrottung und des völligen Aussterbens von Arten, die rund um den Globus auf die Besiedlung von Inseln durch den Menschen folgten. „Obwohl es weiterer Forschung bedarf, um menschliche und natürliche Einflüsse bei der Verarmung der Tierwelt auf Sansibar zu entwirren, ist dies ein wichtiger Schritt hin zu einem besseren Verständnis darüber, wie der Mensch seine Umwelt auf lange Sicht geprägt hat“, sagt Dr. Boivin.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Großbritannien, Spanien, Frankreich, Kenia, Thailand und Australien verglichen archäologische Befunde zur Geschichte der Fauna Sansibars mit geografischen Daten, die durch die Analyse von Mangroven-Sedimenten und die Simulation des steigenden Meeresspiegels gewonnen wurden. Die tierischen Überreste stammen alle aus der Kuumbia-Höhle, einer berühmten archäologischen Fundstätte, die nicht nur den Wandel der Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch menschliche Aktivitäten über einen langen Zeitraum dokumentiert.

Zeitlich umfasst die Studie fünf Zeitperioden – zwei Stadien der letzten Eiszeit als Sansibar noch Teil des afrikanischen Festlands war, die sich anschließende Periode der Erderwärmung mit einem raschen Anstieg des Meeresspiegels und die Mittlere und Späte Eisenzeit als Sansibar bereits zur Insel geworden war. Während der beiden letzten Stadien erreichten Bauern und Hirten die Insel und brachten weitere Veränderungen. Nach dieser Zeit konnten zahlreiche große Säugetiere wie Zebra, Büffel, Wasserbock und Gazelle von den Wissenschaftlern in der Höhle nicht mehr nachgewiesen werden. Schnittspuren an einigen Knochen zeigen, dass diese Tiere von Menschen gejagt wurden, jedoch bedarf es weiterer Forschung um die genaue Rolle zu verstehen, die Menschen bei ihrem Verschwinden spielten.

Die Erstautorin der Studie, Dr. Mary Prendergast von der St. Louis Universität in Spanien merkt an: „Dies ist eine einzigartige Fallstudie für das Verständnis von Landbrücken, Inseln und deren Besiedlung durch Menschen und ihren Langzeiteffekten auf die Tierwelt. Eine so umfassende Perspektive auf die Entstehung von Inseln und den Verlust an Tierarten vermittelt Einsichten, die für Bemühungen, die Artenvielfalt auf Inseln heute zu erhalten, hilfreich sein können."

 

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