Im Pleistozän besiedelten Hominine unterschiedliche Lebensräume in Südostasien und Ozeanien
Neue Studie vergleicht die regionalen Anpassungen des Homo sapiens und anderer Arten von Homininen, um das Argument zu untermauern, dass unsere Art ökologisch einzigartig ist.
Untersuchungen darüber, was unsere Spezies Homo sapiens von anderen Arten von Homininen unterscheidet, haben sich oft auf die Erforschung frühester materieller Spuren von "Kunst", "Sprache" oder "technologischer Komplexität" konzentriert. In jüngster Zeit haben Wissenschaftler jedoch argumentiert, dass der ökologischen Einzigartigkeit unserer Art mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Eine neue, in der Zeitschrift Archaeological Research in Asia veröffentlichte Studie, untersucht die paläoökologischen Funde, die mit der Verbreitung von Homininen in Südostasien und Ozeanien im Pleistozän (1,25 Millionen bis 12 000 Jahre vor heute) verbunden sind. Die Fähigkeit des Homo sapiens, sich auf die Nutzung vielfältiger und "extremer" Lebensräume in diesem Teil der Welt zu spezialisieren, steht im markanten Gegensatz zu den ökologischen Anpassungen anderer Homininarten. Indem die Umweltanpassungen des Homo sapiens erforscht werden, kann ein wertvoller Beitrag zur Beantwortung der Frage: Was bedeutet es Mensch zu sein? geleistet werden.
Die von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte veröffentlichte Arbeit konzentriert sich auf die Migration von Homininen über die vermeintliche "Movius-Linie" durch das nordöstliche Indien. Diese theoretische Grenze trennte – so die Annahme - Populationen mit unterschiedlichen kulturellen und kognitiven Fähigkeiten voneinander. Während solche Grenzziehungen und Annahmen inzwischen deutlich veraltet sind, argumentieren die Autoren dieser Studie, dass der Fokus auf diesen Teil der Welt auf die unterschiedlichen Muster der Kolonisation tropischer und maritimer Lebensräume durch verschiedene Mitglieder unserer Abstammungslinie gerichtet werden sollte. Noel Amano, Co-Autor der Studie, ist davon überzeugt, dass " Untersuchungen von Fauna und Flora Überresten und biogeochemische Analysen, die im Zusammenhang mit der Ankunft von Homininen stehen, genutzt werden können, um zu rekonstruieren, inwieweit neue oder spezielle Anpassungen an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit erforderlich waren".
Südostasien stellt in dieser Hinsicht eine besonders spannende Region dar, da archäologische Befunde aus dieser Region mit einer Vielzahl von Homininen im gesamten Pleistozän in Verbindung gebracht werden können, darunter Homo erectus, Homo floresiensis (oder "der Hobbit") und Homo sapiens. Für Patrick Roberts, Erstautor der Studie, zeigen die gesammelten Belege: "Während frühere Mitglieder unserer Gattung offenbar Fluss- und Lakustrinen Korridoren folgten, spezialisierte sich Homo sapiens auf die Adaption von tropischen Regenwäldern, Inseln mit spärlicher Fauna, Bergregionen und marinen Lebensräumen . Die Fähigkeit der Anpassung ermöglichte es unserer Art, trotz der ständig zunehmenden klimatischen Instabilität in dieser Region zu bleiben und der letzte überlebende Hominin im spätpleistozänen Südasien zu werden.“ Die Autoren hoffen, dass die Methoden, die in diesem Fachartikel zur Bestimmung vergangener Hominin-Lebensräume angewendet wurden, in Zukunft ähnliche Vergleiche in anderen Teilen der Welt ermöglichen, um die einzigartigen Fähigkeiten unserer Art während ihrer globalen Expansion weiter zu testen.