Forschungsgruppe für Paläoökologie
Die Forschungsgruppe Paläoökologie verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, bei dem sedimentbasierte Archive mit archäologischen, paläoklimatologischen und botanischen Datensätzen kombiniert werden, um die natürlichen und vom Menschen verursachten Umweltveränderungen zu untersuchen.
Zu den Forschungsthemen gehören die Auswirkungen der menschlichen Landnutzung auf Ökosysteme, räumlich-zeitliche Muster natürlicher und vom Menschen verursachter Feueraktivitäten und der Einfluss natürlicher und menschlicher Störungsordnungen auf die biogeografische Verteilung von Pflanzen und Tieren auf Inseln.
Die Forschungsgruppe analysiert paläoökologische und archäobotanische Proxies aus Sedimentarchiven, darunter Pollen, Phytolithen, Holzkohle und stabile Isotope. Aktuelle Feldforschungsprojekte finden in Brasilien, Bolivien, Jamaika, Curaçao und Australien statt und die Gruppe plant Kooperationen im Senegal, an der Elfenbeinküste und auf den Philippinen.
Projekte
ISLANDER: Nachhaltigkeit von Inseln und das Erbe anthropogener und natürlicher Beeinträchtigungen auf ökologische Ressourcen
Projektmitglieder: Yoshi Maezumi und externe Projektmitglieder
Die Ökosysteme karibischer Inseln sind einzigartigen sozialen, ökonomischen und ökologischen Gefährdungen ausgesetzt, die durch den anthropogenen Klimawandel ausgelöst wurden. Eine nicht nachhaltige Ressourcennutzung verschlimmert diese Lage. Die zukünftige Widerstandsfähigkeit von Inselstaaten hängt von einer nachhaltigen Entwicklung und anpassungsfähigen Strategien des Lebensunterhalts ab, die auf eine zunehmende Frequenz von Klimaextremen reagieren können. Für die Entwicklung nachhaltiger ökologischer Strategien zur Ressourcennutzung ist eine präzise Vorhersage der langfristigen Reaktion der Vegetation auf klimatische und vom Menschen verursachte Störungen notwendig. Das Projekt ISLANDER führt einen interdisziplinären Ansatz durch, der die Paläoökologie, die Archäolozoologie, das Paläoklima und die Waldbewirtschaftung auf Curaçao kombiniert, um dieses Problem zu lösen.
FIRE: Auswirkungen von Bränden in Regenwald-Ökotonen (FIRE)
Projektmitglieder: Yoshi Maezumi und externe Projektmitglieder
Die kombinierten Faktoren der globalen Erwärmung und den zunehmenden Störungen durch den Menschen im 21. Jahrhundert werden voraussichtlich einen noch nie dagewesenen Anstieg der Feueraktivität im Amazonasbecken verursachen. In jüngster Zeit ist vor allem die Zunahme der Feueraktivitäten in den Ökotonen des Amazonas-Regenwaldes, der natürlich vorkommenden Vegetationsübergangszonen zwischen feuerscheuem Regenwald und feueranfälliger Savannenvegetation, bemerkenswert. Bisher wurden diese Vegetationsübergangszonen von Naturschutzinitiativen weitgehend vernachlässigt, und die langfristigen ökologischen Auswirkungen von Bränden in diesen Zonen sind nach wie vor kaum bekannt. Das Ziel dieses Projekts ist die Untersuchung der Rolle alter kultureller Feuer zur Gestaltung der bolivianischen Grenze zwischen Regenwald und Savanne. Die Forschung nutzt die hochmoderne Methode der FTIR-Spektroskopie (Fourier-transform infrared spectroscopy) zur chemischen Analyse fossiler Holzkohle, um die maximalen Temperaturen der thermischen Zersetzung zu rekonstruieren. Diese Forschungsarbeit wird dazu dienen, die langfristigen ökologischen Auswirkungen von natürlichen und anthropogenen Ordnungen von Feuer zu bewerten.
Jamaika: Eine Insel im Grenzgebiet menschlicher Besiedlung
Projektmitglieder: Yoshi Maezumi und externe Projektmitglieder
Der vom Menschen verursachte Klimawandel führt in den Tropen zu einer längeren und schwerwiegenderen Feuersaison. Diese Auswirkungen sind in Inselregionen wie der Karibik besonders ausgeprägt und führen zu höheren Kosten für Brandschutz, deren Verwaltung und durch Brände verursachte Schäden. Um wirksame Strategien zur Brandbekämpfung zu entwickeln, sind genaue ökologische Prognosen über die langfristigen Reaktionen der Vegetation und des Feuers auf das Klima und auf vom Menschen verursachte Beeinträchtigungen erforderlich.
Diese Forschungsarbeit untersucht die langfristigen Auswirkungen natürlicher und anthropogener Störungen in Jamaika, einem der letzten Grenzgebiete menschlicher Besiedlung.
Jamaika ist ein ideales Fallbeispiel, um die natürlichen Ursachen von Bränden und die Auswirkungen abrupter Veränderungen in menschlichen Störungsordnungen im Zusammenhang mit der präkolumbianischen Besiedlung und der späteren europäischen Kolonisierung zu untersuchen.
Rekonstruktion der Häufigkeit und Intensität von Bränden in der Vergangenheit
Projektmitglieder: Yoshi Maezumi und externe Projektmitglieder
Dieses Projekt bringt ein einzigartiges Team von Experten über indigenes Wissen und deren Praktiken, der Ökologie von Feuer, der Paläoökologie und der ökologischen Modellierung aus Australien, dem Vereinigten Königreich und Deutschland zusammen. Das Forschungsteam versucht zu verstehen, wie sich Brände und Brennstoffe in den letzten 500 Jahren in Südostaustralien verändert haben - einem Zeitraum, der sich von der Bewirtschaftung durch die Aborigines über die britische Invasion bis hin zum heutigen Klimawandel erstreckt.