Aborigines nutzten und prägten über Jahrtausende die Regenwälder Australiens

25. Februar 2021

Ansätze zum Schutz der Regenwälder in den Feuchttropen von Queenslands müssen nicht nur das natürliche Erbe Gondwanas, sondern auch das kulturelle Erbe der Aborigines würdigen und schützen.

Die Feuchttropen (Wet Tropics) von Queensland, Australien, seit 1988 UNESCO-Weltnaturerbe, sind die Heimat einer einzigartigen Vielfalt von Pflanzenlinien, die ihren Ursprung auf dem einstigen Großkontinent Gondwana hatten, der aus dem heutigen Südamerika, Afrika, Arabien, Madagaskar, Indien, Australien und der Antarktis bestand. Obwohl diese urzeitlichen evolutionären Aufzeichnungen berechtigterweise durch die aktuellen Bewirtschaftungspläne stark betont werden, unterstreichen multidisziplinäre Forschungen und die Lobbyarbeit der australischen Aborigines immer wieder auch auf die Bedeutung des kulturellen Erbes der Feuchttropen.

In einer neuen Studie zeigt ein internationales Forschungsteam, dem auch Wissenschaftler/-innen der Abteilung für Archäologie des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte angehörten, gemeinsam mit den traditionellen Landbesitzern der Feuchttropen-Bioregion in Queensland, dass die globale Bedeutung dieser Wälder nicht nur von ihrem ökologischen und biologischen Erbe ausgeht, sondern auch von den Jahrtausenden menschlicher Aktivität, die sie bewahren.

Indem die Forschenden Erkenntnisse aus Archäologie, Geschichte und mündlichen Überlieferungen der Aborigines kombinierten, gelang es ihnen zu belegen, dass diese Regenwälder mindestens seit dem Ende des Pleistozäns bewohnt waren. Eine permanente und ausgedehnte Besiedelung begann jedoch erst vor rund 2.500 Jahren. Die Populationen zu Beginn der europäischen Invasion waren mit hoher Wahrscheinlichkeit größer als die oft genannten kolonialen Zensusschätzungen..

Die Populationen der Aborigines nutzten eine Vielzahl von Ressourcen des Regenwaldes. Untersuchungen von Pflanzenüberresten und Abnutzungsspuren an Werkzeugen zeigen, dass diese Gemeinschaften schon vor 5.000 Jahren die oft giftigen Pflanzen des Regenwaldes verarbeiteten. Neben der Jagd von einheimischen Tieren gelang es ihnen laut historischen Überlieferungen vermutlich sogar, die rätselhaften Kasuare zu fangen und zu zähmen. Diese Lebensweise ermöglichte den vorkolonialen Populationen das gesamte Jahr über in den Regenwäldern zu überleben.

Diese Gemeinschaften waren nicht nur in der Nutzung der Regenwaldpflanzen und -tiere besonders versiert, sondern veränderten und formten diese auch nachhaltig. Paläoökologische Hinweise und historische Überlieferungen von kontrollierten Waldbränden, um Raum für Siedlungen zu schaffen, sprechen klar für ein bewusstes Waldmanagement. Ebenfalls wird diese Annahme durch Cluster von wirtschaftlich wichtigen Fruchtbäumen nahe verschiedener archäologischer Stätten unterstützt. Diese historische Forstwirtschaft hat ein bleibendes Erbe in der Artenvielfalt und ökologischen Dynamik der Region hinterlassen.

Die Ureinwohner des Regenwaldes haben sich seit der Gründung der Bioregion Wet Tropics für die Einbeziehung in die Bewirtschaftungspläne eingesetzt. Zwar geht der Kampf weiter, aber die australische Nationalerbe-Liste (Australian National Heritage List) erwähnt nun auch die kulturelle Bedeutung der Feuchttropen und ihre Repräsentation durch die Aborigines im Eintrag der Feuchttropen von Queensland. Ein wichtiger Schritt gegen die Unterdrückung von traditionellem Wissen und Bewirtschaftungsformen, die zu Veränderungen in den Wäldern der Region geführt und sowohl biologisches als auch kulturelles Erbe immer intensiveren Buschfeuern ausgesetzt hat.

Die wachsende administrative und finanzielle Unterstützung für indigene Schutzgebiete, Ranger-Gruppen, Ökotourismus-Initiativen, aktives Landmanagement und traditionelles Abbrennen sollten als wichtige Schritte betrachtet werden. Die zunehmende Anerkennung sowohl der natürlichen als auch der kulturellen Bedeutung dieser Region, für die ihre traditionellen Besitzer so lange gekämpft habtn, verspricht, das Bewusstsein für die internationale Bedeutung der Feuchttropen zu erhöhen. Durch umfassende Untersuchungen und Kooperationen hoffen die Wissenschaftler/-innen, eine Politik zum Schutz der ökologischen, ökonomischen und kulturellen Ressourcen zu fördern, die sowohl für die Aborigines der Regenwälder als auch national und global von hoher Bedeutung sind.

Zur Redakteursansicht