Menschen aßen in der Mittelsteinzeit mehr Schalentiere als bislang angenommen

Weichtiere (Mollusken) spielten in der Mittelsteinzeit eine deutlich größere Rolle bei der Ernährung der Bevölkerung des Atlantischen Europas, als bislang vermutet wurde.

18. März 2020

Während des Mesolithikums (Mittelsteinzeit) wandten sich die Menschen in Spanien, wie auch in anderen Regionen des atlantischen Europas, zunehmend den Küsten als Nahrungsquelle zu. Das belegen große Haufen leerer Muschelschalen und Schneckengehäuse. In früheren Studien wurden diese Muschelhaufen (‘shell middens’) untersucht, um die Beziehung zwischen Strategien der Nahrungssuche und klimatischem Wandel zu untersuchen. Welche Bedeutung Muscheln und andere Schalenweichtiere für die Ernährung der letzten Jäger bzw. Fischer und Sammler spielten, ist jedoch noch wenig erforscht.

Für die aktuelle Studie rekonstruierten die Archäologen Asier García-Escárzaga vom Jenaer Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und Igor Gutiérrez-Zugasti von der Universität Kantabrien, wie viel Molluskelfleisch in den Muschelhaufen enthalten war, die in Nordspanien in der Höhle El Mazo gefunden wurden. Ihr Ergebnis verglichen sie mit der Menge an Fleisch, welche mutmaßlich durch die Jagd auf behufte Säugetiere gewonnen wurde. Dabei zeigte sich, dass der Anteil des Molluskelfleisches bei mindestens 20 Prozent lag. Damit spielte dieses Fleisch für die Ernährung der Menschen im Mesolithikum eine sehr viel größere Rolle als bislang angenommen.

Um die Menge des Molluskelfleisches zu ermitteln, sammelte das Team heutige Exemplare der vier am häufigsten in El Mazo gefundenen Arten. Am Strand von Langre in Kantabrien, Spanien, wurden über einen Zeitraum von drei Jahren alle 40-50 Tage Sammlungen durchgeführt. Nach der Sammlung wurde das Fleisch der Weichtiere mit zwei verschiedenen Methoden gemessen, je nachdem welche Morphologie die einzelnen Arten aufweisen und ob das Fleisch vor der Extraktion gekocht werden muss. Der resultierende Datensatz ermöglichte es, genau abzuschätzen, wieviel Fleisch dieser Weichtierarten in den Muschelhaufen von El Mazo enthalten war. Dieses Ergebnis verglichen die Wissenschaftler mit der Fleischausbeute, die aus behuften Säugetieren gewonnen wurde, deren Überreste am gleichen Ort gefunden wurden.

"Die Rolle der Schalenweichtiere ist eine der wichtigsten Unbekannten in Bezug auf die Subsistenzstrategien und das menschliche Verhalten während des Mesolithikums entlang der europäischen Atlantikküsten", sagt García-Escárzaga, "aber unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass die Mollusken eine größere Bedeutung für die Ernährung hatten, als in früheren Studien angenommen wurde”.

 

 

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