Statement gegen Rassismus

Abteilung für Archäologie

27. Juli 2020

Mit Entsetzen haben wir in den letzten Wochen die rassistischen Ereignisse in den USA sowie die weit verbreitete Brutalität der Polizei angesichts friedlicher und berechtigter Proteste beobachtet.

Gleichzeitig erkennen wir an, dass die Probleme, die in letzter Zeit in den USA in den Vordergrund gerückt sind, nicht nur in den USA auftreten, sondern weltweit vorherrschen. Auch Deutschland hat eine lange Geschichte des Rassismus. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Notwendigkeit erkannt, sich mit dem Rassismus in diesem Land auseinanderzusetzen, da auch die deutsche Polizei mit dem Vorwurf rassistischer Gewalt konfrontiert ist.

Darüber hinaus müssen wir uns eingestehen, dass Rassismus ein integraler Bestandteil unserer eigenen Forschungsdisziplin ist. Vorstellungen von biologisch bedingten Unterschieden und Minderwertigkeiten waren zur Zeit der Gründung aller Zweige der Anthropologie weit verbreitet und akzeptiert. Diese Begriffe durchdringen und filtern auf vielfältige Weise auch die heutigen Wahrnehmungen, Interpretationen und Praktiken.

Als Abteilung für Archäologie sehen wir uns in der Pflicht, aktiv und glaubwürdig die Probleme rassistischer und kolonialer Forschungspraxis in der Archäologie anzusprechen. Wir wissen, dass wir es besser können und wir wissen, dass dafür konkrete Maßnahmen notwendig sind.

Wir verpflichten uns, zuzuhören und uns weiterzubilden, sowie von denen zu lernen, die täglich mit Rassismus und Diskriminierung konfrontiert sind, um eine inklusivere Kultur in unserer Abteilung und unserer Forschung zu schaffen.

Wir verpflichten uns, auf allen Ebenen unserer Abteilung die Diversität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhöhen. Insbesondere erkennen wir an, dass auf allen Ebenen unserer Abteilung, von den studentischen Mitarbeiter/-innen über die Techniker/-innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen bis zu den Gruppenleiter/-innen, Menschen schwarzer Hautfarbe unterrepräsentiert sind und verpflichten uns, dies zu ändern.

Wir arbeiten in Afrika und anderen ehemals kolonialisierten Regionen und gestehen uns die tiefen strukturellen Ungleichheiten bei der Planung und Durchführung von Feldstudien in diesen Gebieten ein. Wir verpflichten uns, unsere Feld-und Forschungspraktiken zu verbessern, damit sie inklusiver, ethisch und lokal besser eingebunden wird.

Wir verpflichten uns, eine offene Diskussion über Rassismus anzustoßen, um sicherzustellen, dass Ausgrenzung, Vorurteile und systematischer Rassismus erkannt werden und zu verhindern, dass die Karriereaussichten farbiger Archäologen und Archäologinnen eingeschränkt werden.

Wir verpflichten uns, einen wesentlichen Wandel in unserer Gemeinschaft herbeizuführen, um sicherzustellen, dass wir dazu beitragen, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern und systemischen Rassismus aktiv zu bekämpfen.

Wir erwarten auch von unserem weiteren wissenschaftlichen Umfeld, dass es uns bei diesen Bemühungen unterstützt, systemische Ungleichheit und Rassismus zu bekämpfen.

Wir erwarten von der Max-Planck-Gesellschaft, dass sie den vorherrschenden Rassismus ebenso anerkennt wie die vorherrschende Geschlechterdiskriminierung und dass sie Ressourcen und Personal bereitstellt, um diese Ungerechtigkeit zu bekämpfen.

Ferner erwarten wir von den staatlichen Institutionen, akademischen Einrichtungen, Unternehmen und sonstigen Organisationen Deutschlands, eine aktivere Rolle im Kampf gegen Rassismus, Missbrauch, Vorurteile und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft.

Zur Redakteursansicht